Harnwegsinfektionen

Harnwegsinfektionen

Millionen von Frauen und Männern erkranken an einer Entzündung von Blase oder Harnwegen. Jede zweite Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens mindestens einmal. Während in jungen Jahren praktisch nur Frauen betroffen sind, erkranken Frauen und Männer ab dem 65. Lebensjahr gleich häufig.

Der Körper schützt sich vor Infekten

Wir leben nicht in einer sterilen Umgebung. Bakterien, Pilze und Viren umgeben uns seit dem Augenblick unserer Geburt tagaus, tagein. Normalerweise schützt uns unser Abwehrsystem vor Infektionen. Die Harnwege sind von Schleimhäuten ausgekleidet, in denen sich Abwehrzellen und Antikörper des Immunsystems befinden. Sie warten auf Krankheitskeime aus der Umgebung, um sie bei Bedarf unschädlich zu machen. Die Antikörper markieren die Eindringlinge, die so von den Abwehrzellen erkannt und aufgefressen werden. Manchmal treten die Bakterien besonders aggressiv und zahlreich auf. Wenn jetzt das Immunsystem nicht optimal ist, können die Bakterien die Abwehrzellen überrumpeln. Das Immunsystem muß sich geschlagen geben und es kommt zu einer Harnwegsinfektion. 

Risikofaktoren

Wenn Sie immer wieder an Harnwegsinfektionen leiden, kann ihr allgemeiner Gesundheitszustand dafür verantwortlich sein. Dazu gehören: 
• Stoffwechselstörungen wie Diabetes und Gicht 
• Krankheiten der Niere • Nieren- und Blasensteine 
• Verengte Harnwege, angeboren oder z.B. verursacht durch eine vergrößerte Prostata 
• Entzündungen der Prostata beim Geschlechtspartner 
• Harnwegsinfekt des Geschlechtspartners 
• Rauchen, Alkohol, Streß, falsche Ernährung 
• Abnahme der Hormonproduktion in und nach den Wechseljahren 
• Zeiten geschwächter Immunabwehr z.B. während der Monatsblutung oder bei einer Erkältung 

Es gibt Menschen, die immer wieder an Blasenentzündungen erkranken. Dafür kann ein geschwächtes Immunsystem verantwortlich sein. Diese Menschen durchleben Phasen, in denen die Abwehr des Körpers nur noch „auf Sparflamme kocht“. Ursachen dafür können sein: Zuviel Streß (auch seelischer, z.B. Beziehungsprobleme), zu wenig Schlaf, langwierige Erkrankungen oder auch eine allgemeine ungesunde Lebensweise. Das Immunsystem kann dann seiner Arbeit nicht mehr nachkommen. Schlapp und geschlaucht, setzt es sich nicht ausreichend gegen Krankheitserreger zur Wehr. Die Bakterien nützen die Schwäche aus, sie siedeln sich auf den feuchten, warmen Schleimhäuten an und vermehren sich in kürzester Zeit der Art, dass das Immunsystem nicht mehr mit dem Infekt fertig wird. 

Frauen sind häufiger betroffen als Männer

Frauen erkranken etwa viermal häufiger an Harnwegsinfektionen als Männer. Das ist darauf zurückzuführen, dass die weibliche Harnröhre kürzer ist als die der Männer. So können Bakterien leicht in die Harnröhre einwandern und eine Blasenentzündung hervorrufen. Begünstigend für eine Infektion ist auch die unmittelbare Nachbarschaft von Scheide und Darmausgang. In 80 Prozent der Harnwegsinfekte sind die eigenen Darmbakterien die Infektionsursache. Übertragen werden Bakterien am häufigsten durch Verschmieren von Stuhlresten mit dem Toilettenpapier. Achten Sie deshalb darauf, sich nach dem Toilettengang immer nur von vorne nach hinten reinigen. In früheren Zeiten machten Frauen ihre erste Blasenentzündung oft in oder nach den Flitterwochen durch. Deshalb haben sich auch die Namen Flitterwochen-Blasenentzündung bzw. Honeymoon-Cystitis eingebürgert. Beim Geschlechtsverkehr, können die Bakterien geradezu in die Harnröhre einmassiert werden. Der Partner kann die Frau mit Bakterien anstecken, häufiger sind es aber die eigenen Darmbakterien der Frau, die beim Geschlechtsverkehr verschleppt werden. 

Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft verändert sich der Hormonhaushalt der Frau. Unter dem Einfluß bestimmter Hormone erweitern sich die Harnwege und erleichtern den Bakterien den Eintritt. Außerdem kann es durch die wachsende Gebärmutter zu Stauungen im Harntrakt kommen, die Harnwege werden nicht mehr so gut durchgespült und die Bakterien können sich leicht festsetzen. Eine nicht behandelte Blasenentzündung gefährdet durch ein weiteres Aufsteigen der Bakterien auch die Nieren der Mutter. Manche von Bakterien gebildete Stoffe können auch eine Frühgeburt fördern und stellen so ein Risiko für das Kind dar. Außerdem können Bakterien in den Geburtskanal eindringen und dort Entzündungen hervorrufen. Es ist also das Beste für Mutter und Kind, wenn der Infekt schnell und effektiv behandelt wird. 

Wechseljahre

Durch die sinkende Hormonproduktion kommt es auch zu Veränderungen im Genital- und Harntrakt. Die Schleimhäute von Scheide und Harnwegen werden dünner und trocknen aus. Ihre Schutzfunktion nimmt dadurch ab. Dadurch steigt das Infektionsrisiko für Frauen in und nach den Wechseljahren erheblich an. 

Symptome einer Blasenentzündung

Harnwegsentzündungen nehmen häufig den gleichen Verlauf: es beginnt mit Harndrang, man muss ständig zur Toilette. Es brennt beim Wasserlassen, zuletzt setzen krampfartige und stechende Schmerzen im Unterbauch ein. Der Urin kann trüb oder blutig sein, aber in der Regel besteht kein Fieber. Tritt Fieber auf, ist die Niere von der Infektion mit erfasst worden. Man kann dann nicht mehr von einer unkomplizierten Harnwegsinfektion sprechen. Es muß schnell eine entsprechende Therapie eingeleitet werden. 

Diagnostik

In den meisten Fällen werden Sie eine Urinprobe abgeben müssen. Der frische Urin wird mit einem Teststäbchen geprüft, anschließend kann er noch unter dem Mikroskop untersucht und eine Kultur angelegt werden. Falls nötig, wird auch noch ein Abstrich von der Harnröhrenmündung entnommen und ebenfalls unter dem Mikroskop und mittels Bebrütung auf verschiedenen Nährböden untersucht. Bei immer wiederkehrenden Harnwegsinfektionen können weiter Untersuchungen, wie z.B. eine Blasenspiegelung oder Röntgen erforderlich werden. Bei einer Blasenspiegelung kann der Arzt mit einem Spezialgerät in der Blase Proben entnehmen, um Veränderungen der Blasenschleimhaut und andere Faktoren zu entdecken. 

Behandlung

Zur Behandlung der Blasenentzündung ist neben einer reichlichen Flüssigkeitszufuhr (mindestens 2 Liter täglich) zur Durchspülung der Harnwege eine antibiotische Therapie erforderlich. Normalerweise sind dafür 3 Tage Antibiotikatherapie ausreichend. Sind die Nieren von der Entzündung mitbetroffen, ist eine längerdauernde Antibiotikabehandlung erforderlich und auch nach Beschwerdefreiheit muss der Urin noch einmal kontrolliert werden. Problematisch sind auch die sogenannten schleichenden Harnwegsinfektionen, sie verlaufen nämlich beschwerdefrei und werden meist erst bei einer Routineuntersuchung durch den Arzt festgestellt. Diese Infekte bleiben daher oft lange Zeit unbehandelt. 

Strategien bei wiederkehrenden Blaseninfektionen

Viele Patientinnen und Patienten sind in gewissen Abständen immer wieder von Harnwegsinfekten betroffen. Nicht immer lässt sich eine organische Ursache für diese wiederkehrenden Beschwerden finden. Dennoch gibt es Mittel und Wege um die Häufigkeit von Harnwegsinfekten zu verringern. Welche Therapie im Einzelfall die richtige ist, kann Ihr Arzt bzw. Ärztin am Besten beurteilen. Manchmal verordnen Ärzte Antibiotika in geringen Dosierungen über einen längeren Zeitraum. Wenn die Krankheitserreger auf den Schleimhäuten Fuß fassen wollen, sind bereits die bakterienabtötenden Medikamente vor Ort und verhindern eine Infektion. Diese Behandlung wirk nur, solange Antibiotika eingenommen werden und baut keinen dauerhaften Schutz auf. Häufig wehrt sich das Immunsystem nicht effektiv genug gegen diese Krankheitserreger. Eine geschwächte Abwehrlage der Schleimhäute lässt sich mit bestimmten Medikamenten verbessern. Dazu kommen einerseits pflanzliche Arzneimittel in Betracht, die allgemein die Abwehrarbeit des Immunsystems verbessern. Oder es kommen spezielle Präparate zum Einsatz, die das Immunsystem gezielt gegen Harnwegsinfekte stärken (sogenannte Immuntherapeutika). 

So können Sie selbst vorbeugen.

• Eine gesunde Ernährung, Sport, besonders an der frischen Luft, und der Gang in die Sauna stärkt die Gesundheit und verbessert die allgemeine Abwehrlage. 
• Zur Durchspülung der Harnwege sollte reichlich und regelmäßig getrunken werden, mindestens zwei Liter täglich. Starker Kaffee ist nicht geeignet, da seine Inhaltsstoffe die Blase reizen. 
• Regelmäßiges Wasserlassen vermeidet eine zu starke Blasenfüllung und Bakterienvermehrung in der Blase. 
• Ausfluss aus der Scheide kann eine Blasenentzündung begünstigen. Deshalb beim Arzt vorstellen! 
• Menstruationshygiene (häufiger Tampon- bzw. Bindenwechsel) und Genitalhygiene (Reinigung von vorn nach hinten nach dem Stuhlgang) beachten. Keine Intimsprays benutzen. Diese schaden der normalen Schleimhautflora. Waschlappen Handtücher und Unterwäsche sollten täglich gewechselt werden und kochbar sein. 
• Wasserlassen nach dem Geschlechtsverkehr um evtl. eingedrungene Bakterien wieder herauszuspülen. 
• Kalte Füße oder ein unterkühlter Unterleib erhöhen das Infektionsrisiko erheblich. Wenn Kälte bestimmten Körperteilen zusetzt, drosselt der Körper vor Ort die Durchblutung, um keinen Wärmeverlust zu erleiden. In diese wenig durchbluteten Bereiche kann das Immunsystem seine Abwehrzellen nicht mehr in ausreichender Menge aussenden. Einem Menschen mit intaktem Immunsystem kann sogar eine Unterkühlung nichts anhaben. Meist sind genügend Abwehrzellen und Antikörper vorhanden. Empfindlichen Menschen mit einer Veranlagung zu Harnwegsinfekten schlägt dagegen häufig bereits der kleinste Kälteanfall auf die Blase. 
• Setzen Sie sich immer auf warme Kissen und möglichst nicht auf Steinplatten oder Treppenstufen. • Wechseln Sie nach dem Schwimmen Ihre nasse Badekleidung und trocknen Sie sich gründlich ab. 
• Auch im Sommer sollten Sie sich nicht zu leicht bekleiden, Sommerabende können recht kühl werden. • Nach dem Sport möglichst schnell verschwitzte Kleidung ausziehen und duschen. 
• Schützen Sie sich besonders beim Motorrad-, Skifahren oder Surfen vor kaltem Wind. An Nierengurte denken! 
• Achten Sie in der kalten Jahreszeit auf warmes und wasserdichtes Schuhwerk.   

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